Herr Rentsch, im Interview des letzten Jahres haben Sie betont, wie wichtig es ist, den Erwerb von Wohneigentum für junge Haushalte zu erleichtern. Hat es hier Veränderungen zum Guten gegeben?
Die Hürden beim Immobilienkauf – gerade für junge Menschen – sind noch immer zu hoch. Bei vielen geht der Glaube daran verloren, sich eines Tages Wohneigentum tatsächlich leisten zu können. Die Eigentumsquote sinkt dementsprechend und Deutschland baut seinen letzten Platz im europäischen Vergleich weiter aus. Sicherlich ist der von der neuen Bundesregierung angekündigte „Bauturbo“ ein richtiger Schritt, aber weitere müssen folgen. Die ersten Maßnahmen zur Erleichterung von Wohnbauvorhaben im Baugesetzbuch werden nicht reichen, um den gordischen Knoten der Wohnimmobilienkrise zu durchtrennen. Und auch der richtige Ansatz beim KfW-Förderprogramm „Jung kauft Alt“ geht wegen seiner Einschränkungen an den Realitäten auf dem Wohnimmobilienmarkt vorbei. Hier sollte nachgesteuert werden.
Welche konkreten Maßnahmen sind aus Ihrer Sicht notwendig, um zukünftig (noch) erfolgreicher zu sein? Was sagt die aktuelle Sparda-Studie?
In unserer Studie haben wir exemplarisch einige, sehr konkrete Lösungsansätze dargestellt. Öffentliche Nachrangdarlehen über die KfW wären beispielsweise eine Möglichkeit, um mit weniger Eigenkapital eine Immobilie zu erwerben. In Schleswig-Holstein gibt es schon ein solches Modell. Oder – Luxemburg macht es vor – die öffentliche Hand könnte Bürgschaften gegenüber der Bank bei privater Immobilienfinanzierung geben. Und Bauen muss für potenzielle Käufer und auch Bauunternehmen einfacher werden. Dies betrifft zum einen den Bürokratiedschungel, den Käufer noch immer vorfinden, zum anderen aber auch die stellenweise sehr kleinteiligen rechtlichen Rahmenbedingungen. Die unterschiedlichen Regelungen der Bauordnungen der Länder verhindern beispielsweise, dass mit seriellem Bauen die Baukosten verringert werden können.
Bereits in unserer letzten Studie haben wir außerdem darauf hingewiesen, dass die Voraussetzungen für energetische Sanierungen deutlich verbessert werden müssen, um im Bereich der privat genutzten Immobilien vorhandene Potenziale zu heben. Hier reichen die bestehenden KfW-Förderinstrumente allein nicht aus. Wir schlagen konkret Steuervergünstigungen und Maßnahmen zur Senkung der Erwerbsnebenkosten, damit sich Sanierungen überhaupt lohnen.
Frankfurt bleibt als Finanzplatz eine wichtige Metropole, aber die Wohnraumsituation wird zunehmend angespannt. Was muss Ihrer Meinung nach auf kommunaler Ebene geschehen, um den steigenden Bedarf an bezahlbarem Wohnraum zu decken und wie könnte die genossenschaftliche Bankengruppe zu einer Lösung beitragen?
Wie ich eingangs erwähnte: Den Bauturbo schleunigst umsetzen. Das heißt: schnelle Genehmigungen, flexible Bau- und Ausweisungsregeln und runter mit den Erwerbsnebenkosten. Bauland muss aktiv ausgewiesen und die teilweise sehr restriktive Flächenpolitik entschärft werden.
Aber natürlich ist neben der Politik auch unsere Bankenlandschaft gefragt. Es muss Angebote für junge Haushalte geben, die Kreditvergabe und Beratung hinsichtlich der Fördermöglichkeiten noch intensiver kombinieren. Wir sehen es als eine Kernaufgabe für uns als Sparda-Gruppe, potenziellen Käufern zu helfen, sich in den Aktenbergen der Bürokratie zurechtzufinden. Ein Schritt war hierbei die Einführung eines qualifizierten Nachhaltigkeitsberaters in der Baufinanzierung. Auch genossenschaftliche Wohnbauprojekte sind hier ein mögliches Mittel, um zur Lösung der Wohnbaukrise beizutragen. Hierzu müssen aber – wie gesagt – die Rahmenbedingungen weiter verbessert werden.