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3 Fragen an Florian Rentsch, Vorsitzender des Vorstands des Verbandes der Sparda-Banken e.V.

Die Sparda-Studie „Wohnen in Deutschland 2024“ zeigt die dringende Notwendigkeit energetischer Sanierungen, um die Klimaziele zu erreichen. Rentsch betont die Bedeutung politischer Maßnahmen, um die Sanierungsrate zu erhöhen und junge Haushalte beim Erwerb und der Sanierung von Bestandsimmobilien zu unterstützen. Gerade in teuren Regionen wie Frankfurt seien gezielte Förderungen und eine progressive Wohnungspolitik unerlässlich.

Herr Rentsch, die Sparda-Studie „Wohnen in Deutschland 2024“ hebt die immense Bedeutung der energetischen Sanierung von Bestandsimmobilien für die Erreichung der Klimaziele hervor. Welche konkreten politischen Maßnahmen halten Sie für notwendig, um die Sanierungsrate bei bestehenden Wohngebäuden signifikant zu erhöhen?

Entscheidend wird sein Maßnahmen zu ergreifen, welche die enorme Hebelwirkung bei der energetischen Sanierung von privaten Wohnimmobilien nutzbar machen. Genau das haben sämtliche Entscheidungsträger in den vergangenen Jahren guten Wirtschaftswachstums und im Niedrigzinsumfeld verschlafen. Viel richtiges, um die Situation zu verbessern, steht indes im Maßnahmenpaket der Bundesregierung für den Immobilienmarkt von letztem Herbst – es mangelt jedoch noch an der Umsetzung. Das Wohneigentumsprogramm ist mit einer halben Mrd. Euro zu gering, hier müssen mehr Investitionen getätigt werden. Wir brauchen außerdem gezielte Förderung für Sanierung im Bestand, und zwar im Zeitpunkt des Verkaufes einer Immobilie. Der bestehende Sanierungsstau, insbesondere in ländlichen Gebieten führt zu einer waschechten Vermögenserosion. Neben steuerlichen Anreizen oder Förderprogrammen für private Haushalte wäre ebenso eine Homogenisierung der Bauordnungen zielführend – bis dato hat jedes Bundesland eigene Bauvorschriften. Hierdurch verlangsamen sich die Planungs- und Genehmigungsverfahren in den Ländern und auch die Baukosten können nicht überregional verteilt werden. Damit rückt das ambitionierte Ziel, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu schaffen, in weite Ferne. Es geht darüber hinaus auch darum, Maßnahmen zu unterlassen, die perspektivisch geeignet sind, Sanierungen im Bestand sogar zu verhindern: Nehmen wir beispielsweise die Einführung von immer weiteren Bewertungsstandards, wie der „Green Asset Ratio“. Diese birgt die Gefahr, dass sich Finanzinstitute und Investoren aus der Finanzierung von sog. „braunen Immobilien“ zurückziehen – insbesondere, sollten diese künftig mit einer höheren Risikovorsorge unterlegt werden müssen.

Sie haben betont, dass der Erwerb und die Sanierung von Bestandsimmobilien durch jüngere Haushalte eine große Herausforderung darstellen. Was wären aus Ihrer Sicht die wichtigsten Schritte, die die Politik unternehmen sollte, um jungen Käufern den Erwerb und die energetische Sanierung alter Immobilien zu erleichtern und zu fördern?

Angesichts der hohen Finanzierungs- und Baukosten ist primär eine pragmatische Wohneigentumsförderung im Bestand notwendig. Diese sollte – wie gesagt – im Zeitpunkt des Verkaufs ansetzen, denn dann ist die Chance am größten, ein energetisch ineffizientes Gebäude auf einen vernünftigen Standard zu bringen bspw. durch das von der Bundesregierung angekündigte „Jung-kauft-Alt“-Programm, das über die KfW abgewickelt werden soll. Wichtig ist es auch, Heizungsdebatten, Forderungen nach Sanierungspflichten und Markteingriffe wie die Mietpreisbremse oder das Abbrechen von Förderprogrammen mitten in der Laufzeit zu unterlassen. Solche Aktionen führen zur Verunsicherung beim Erwerb von Eigentum, insbesondere bei jungen Familien. Zweitens muss für jüngere Haushalte die Eigenkapitalhürde gesenkt werden. Die Abschaffung der Grunderwerbssteuer, die den Käufer von Nebenkosten beim Kauf zugunsten einer möglichen Sanierung entlasten, ist hierbei zielführend. Wir haben die große Sorge: Wenn jetzt nicht gezielt gegengesteuert wird, besteht die Gefahr, dass die Wohnungsfrage das soziale Sprengstoffthema der nächsten Jahre wird und die Klimaziele im Gebäudesektor in unerreichbare Ferne rücken.

Als Vorsitzender des Verbandes der Sparda-Banken, der seinen Sitz in Frankfurt am Main hat – wie bewerten Sie die Situation hier vor Ort und welche Rolle spielt die Stadt- und Landespolitik dabei?  

„Gehen Sie direkt zur Kasse und nicht über Los“, schrieb die BILD am Sonntag anlässlich der Veröffentlichung unserer diesjährigen Wohnstudie. Das trifft ganz und gar auch auf den Standort Frankfurt zu. Die Erschwinglichkeit von Wohnimmobilien ist deutlich zurückgegangen, beim Hauskauf kämen viele Käuferinnen und Käufer in der Metropole heute auf mindestens auf 10.000 Euro pro Quadratmeter. Auch wenn die unsichere wirtschaftliche Lage, die Inflation und die Energiefrage unter dem Mantel geopolitischer Risiken einen erheblichen Einfluss auf den Immobilienmarkt haben – die Rhein-Main Region ist und bleibt attraktiv. Das hat mit Blick auf den Finanzmarkt auch eine europäische Komponente mit Frankfurt als zentralem Standort für diverse europäische Aufsichtsbehörden wie die EZB und künftig auch AMLA. Damit sind wir internationaler Dreh- und Angelpunkt für die europäische Wirtschaft und Ziel zahlreicher Fachkräfte, die sich in der Region niederlassen wollen. Damit dies auch funktionieren kann, müssen Frankfurt und die umliegende Region auch die notwendigen Weichen für eine funktionierende Infrastruktur stellen – dazu gehört insbesondere ausreichend Wohnraum für alle, die zu uns kommen und Bezahlbarkeit für die, die bereits hier sind. Und genau hieran hakt es gewaltig. Wir brauchen seitens der Kommunen dringend eine progressivere Wohnungspolitik, die auch, aber nicht nur, den sozialen Wohnungsbau im Blick behält und Flächen für Neubauten ausweist. Die letzten Diskussionen hierzu waren alles andere als erbaulich und haben zu einer weiteren Verknappung des Angebots beigetragen. Auch in Sachen Innenverdichtung sind andere Großstädte, beispielsweise Wien, deutlich erfolgreicher als wir. Darüber hinaus gibt es auch noch weitere Konzepte, die neben der klassischen Förderung interessant sind – genossenschaftliches Wohnen, der Umbau von leeren Büroflächen in neuen Wohnraum. Was das Land Hessen betrifft, hat Staatsminister Alexander Lorz bereits zu Beginn seiner Amtszeit als Finanzminister das „Hessengeld“ auf den Weg gebracht – ein Zuschuss, der die Ausgaben für die Grunderwerbssteuer beim Eigentumserwerb zumindest teilweise kompensieren soll. Das entspricht zwar nicht unserer Forderung nach einer generellen Abschaffung der Grunderwerbssteuer, zahlt aber zumindest auf den länderübergreifenden Diskurs ein – und das ist ein guter Anfang. Insgesamt muss seitens der Politik einfach viel mehr getan werden, um insbesondere jungen Familien den Eigentumserwerb in einer unbestritten teuren Region noch zu ermöglichen.  

Sanierungspotenziale von Wohnimmobilien in Deutschland

Studie für den Verband der Sparda-Banken e.V.
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