Als einer der Treiber der Klimaerwärmung rückt – unabhängig von der COP 28 – die Ausnutzung der Ressourcen der Welt immer stärker in den Fokus. Die diesjährige COP 28 in Dubai bietet einen interessanten Ausgangspunkt für die Betrachtung des Themas Ressourcennutzung. Dubai liegt in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) – einer der größten Förderer von Erdöl weltweit. Erdöl ist einer der Rohstoffe, der am Anfang vieler Herstellungsprozesse einer linearen Wertschöpfungskette steht. Für die Produktion einer PET-Flasche beispielsweise werden in der linearen Wirtschaft neue Rohstoffe – also Erdöl – bereitgestellt, die Flasche wird genutzt, geleert und dann im Hausmüll entsorgt. In der Kreislaufwirtschaft werden die Bestandteile der PET-Flasche hingegen immer wieder produktiv weiterverwertet, z.B. zu PET-Granulat verarbeitet, in einen neuen Produktionskreislauf zurückgeführt und für neue PET-Flaschen verwendet. Wenn die Qualität des Kunststoffs später für Flaschen nicht mehr ausreicht, wird das weniger hochwertige Granulat z.B. in der Bauwirtschaft verwendet und auch dort irgendwann recycelt. So können endliche Rohstoffe wie Erdöl signifikant eingespart werden. Die Transformation der linearen zu einer zirkulären Wertschöpfungskette, also zur Kreislaufwirtschaft, ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität.
Der aktuelle Umgang mit endlichen Ressourcen wird durch den Earth-Overshoot-Day deutlich – der Tag, an dem die Menschheit alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht hat, die die Erde innerhalb eines Jahres zur Verfügung stellen kann. Dieses Jahr war das bereits am 2. August der Fall. Dieses natürliche Limit von Rohstoffen bekommt einen immer höheren Stellenwert in der Betrachtung eines nachhaltig ausgerichteten Wirtschaftens. Eine Kreislaufwirtschaft basiert auf mehr als nur dem Recycling. Die Gewinnung von Rohstoffen zur weiteren Verwendung, also Recycling, ist der letzte Schritt vor einer thermischen oder stofflichen Verwertung oder gar einer Deponierung. Die Kreislaufwirtschaft startet bereits im Design des Produktes. Hierbei wird eine möglichst effiziente Herstellung und Wideraufbereitung von Anfang an bedacht. Nach Nutzung des Produkts sollten jedem Produkt Wiederverwendungs- und Reparaturmöglichkeiten gegeben sein. Erst wenn all diese Schritte erfolgt sind, kommt es in einer Kreislaufwirtschaft zu einer Sammlung, einem möglichen Recycling oder einer Entsorgung.
ESG-Berichtspflichten und EU-Taxonomie messen der Kreislaufwirtschaft elementare Bedeutung bei
Aufgrund der Ressourcenknappheit ist der Übergang von einer Wegwerf-Gesellschaft hin zu einer ökologisch nachhaltigen und schadstofffreien Kreislaufwirtschaft erforderlich. Entsprechend stellt die Mobilisierung der Industrie für eine saubere und kreislauforientierte Wirtschaft ein Kernelement des Europäischen Green Deals dar. Der in diesem Kontext entwickelte Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft enthält ein Paket miteinander verknüpfter Initiativen, die darauf abzielen, dass nachhaltige Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle zur Norm werden. Eine Voraussetzung für das Erreichen dieses Ziels ist, dass Unternehmen relevante Nachhaltigkeitsinformationen berichten, um Fortschritte messbar und vergleichbar zu machen. Entsprechend kommt der künftigen ESG-Berichterstattung gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) eine zentrale Stellung zu. So legen die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) mit ihrem Standard ESRS E5 zu Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft konkrete Anforderungen hinsichtlich der Offenlegung fest.
Gleichzeitig wurde erst jüngst die EU-Taxonomie als Rahmen für die gezielte Finanzierung nachhaltiger Wirtschaftstätigkeiten erweitert. Diese adressiert neben Aktivitäten, die auf den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel einzahlen, nunmehr auch solche, die einen wesentlichen Beitrag zum Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft leisten. Wichtig zu erwähnen ist hierbei, dass lediglich ausgewählte Wirtschaftszweige hiervon profitieren können, wie u.a. das verarbeitende Gewerbe, die Wasserversorgung sowie die Abwasser- und Abfallentsorgung, das Bau- und Immobilienwesen oder die Informations- und Kommunikationstechnologie. Um einen ersten Eindruck hinsichtlich Art und Ambition der formulierten Kriterien zu erhalten, sei beispielhaft ein Unternehmen betrachtet, das Kunststoffverpackungen herstellt. Dessen Wirtschaftstätigkeit ist als nachhaltig einzustufen, wenn u. a. vorgegebene Quoten an recyceltem Material eingesetzt werden und die Verpackung weitestgehend recycelbar ist.
Vielfältige Finanzierungsmöglichkeiten entstehen
Sämtliche der erwähnten Entwicklungen ermöglichen das Thema Kreislaufwirtschaft künftig auf verschiedene Weise in Finanzierungen einzubinden. Dominiert bei Sustainability-Linked Finanzierungen bislang der Aspekt Dekarbonisierung bei den verwendeten Nachhaltigkeitsindikatoren (Key Performance Indicators, KPIs), wird der Handlungs- und Gestaltungsspielraum auf sinnvolle Weise bereits zeitnah erweitert. Durch die zu berichtenden Kennzahlen zu Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft werden neue KPIs für die Finanzierungen mit Nachhaltigkeitselement verwendet werden können. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass sich durch die Einbeziehung der Kreislaufwirtschaft in die EU-Taxonomie das Volumen an potenziellen zweckgebundenen Finanzierungsmöglichkeiten ausweiten wird. Vor diesem Hintergrund bildet die Berichtspflicht hinsichtlich der taxonomiekonformen Investitionsausgaben die Grundlage für die zukünftige Inanspruchnahme solcher Finanzierungsoptionen.
Banken als Begleiterinnen auf dem Weg zum nachhaltigen Wirtschaften
Die Helaba hat bereits frühzeitig erkannt, dass die Kreislaufwirtschaft ein wichtiges Element für die Verwirklichung der angestrebten Klimaneutralität darstellt. Aus diesem Grund integrieren wir in unserem Bankbetrieb beständig Strukturen, die sich nach dem Konzept der Kreislaufwirtschaft richten und auf eine Reduzierung der verursachten CO2-Emissionen abzielen. Zudem begleiten wir die Nachhaltigkeitstransformation der Wirtschaft aktiv und finanzieren zukunftsfähige Technologien. Hierbei stellt die Helaba ihren Kunden auch Finanzierungen mit konkretem Nachhaltigkeitsbezug, wie etwa Green Schuldscheine oder Sustainability-Linked Loans, zur Verfügung und unterstützt diese bei der individuellen Strukturierung. Unser etabliertes Sustainable Finance Advisory berät zu passgenauen ESG-Finanzierungslösungen, damit die Transformation der Real- und Finanzwirtschaft im Schulterschluss erfolgreich gelingen kann.
Quelle: Sonderbeilage Börsen-Zeitung vom 04.11.2023