Das Projekt wurde vom FIRM Banking Risk Round Table initiiert. Das Forscherteam Prof. Dr. Christina E. Bannier, Justus-Liebig-Universität Gießen, und Dr. Sebastian Rink, Frankfurt School of Finance & Management, haben die Fragestellungen aus der Praxis aufgenommen und ein neues Rahmenwerk zur Kreditrisikobewertung unter Klimaschocks entwickelt. Über die Fortschritte im Projekt berichten sie regelmäßig im Lenkungsausschuss.
MODELLIERUNG VON SCHOCKS
Im Zentrum des C-STRIKE-Rahmenwerks steht die Modellierung von „Out-of-Equilibrium“-Schocks, d. h. abrupten, nichtlinearen Ereignissen wie CO₂-Preissprüngen, Naturkatastrophen oder Hitzewellen. Der Fokus liegt auf der kurzfristigen Wirkung solcher Schocks, insbesondere ihrer mehrstufigen Transmission über direkte Unternehmenswirkungen, sektorale Lieferketteneffekte sowie makroökonomische Rückkopplungen. Die Modellstruktur erlaubt eine differenzierte Erfassung von Ergebnisgrößen wie Umsatz, Kosten, Profitabilität und Verschuldungsgrad – sowohl auf Unternehmensebene als auch aggregiert nach Branchen, Geschäftsmodellen oder Regionen.
METHODISCHER WERKZEUGKASTEN
Für das Risikomanagement ergibt sich daraus ein methodischer Werkzeugkasten, mit dem sich Klimarisiken nicht nur qualitativ einordnen, sondern quantitativ bewerten lassen. Anwendungsbeispiele zeigen etwa, wie ein abrupter und starker CO₂-Preissprung als variabler Kostenschock differenziert auf emissionsintensive Unternehmen wirkt oder wie eine regionale Flutkatastrophe entlang großer europäischer Flüsse sich in Form von Produktionsausfällen, Umsatzeinbrüchen und Rückgängen des Eigenkapitals bemerkbar machen kann. Die Ergebnisse fließen in sogenannte „Heatmaps“ ein, die Risikocluster sichtbar machen und so die strategische Risikosteuerung sowie das Portfoliomanagement unterstützen.
TRANSPARENZ, MODULARITÄT, VIELFALT
Ein besonderer Vorteil von C-STRIKE gegenüber bestehender Methoden – etwa dem Climate Stress Test der EZB – liegt in seiner höheren Transparenz, Modularität und Schockvielfalt. Das Modell ist in der Lage, verschiedene Schocktypen (physisch und transitorisch) simultan zu analysieren, berücksichtigt Unternehmen sämtlicher Sektoren und erlaubt eine klare Rückverfolgbarkeit der Wirkzusammenhänge. Für das Risikomanagement bedeutet dies: eine fundierte Entscheidungsgrundlage bei der Allokation von Risikokapital, der Bewertung von Verlustpotenzialen und der Ableitung von Maßnahmen zur Risikomitigation.
Die bisherigen Ergebnisse wurden dem Lenkungsausschuss vorgestellt und die Rückmeldungen aus der Praxis wurden aufgenommen. Das Projektteam Bannier/Rink plant eine Ausweitung des Modells über den Bereich Klimarisiken hinaus – etwa auf soziale Risiken im ESG-Kontext – sowie die stärkere Integration von Unsicherheiten und Substitutionseffekten. Ziel ist, C-STRIKE zu einem ganzheitlichen, adaptiven Modellrahmen für ein modernes, nachhaltigkeitsorientiertes Risikomanagement weiterzuentwickeln.