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Pictet-Studie: BRICS+ als globaler Wachstumstreiber

Die neue Studie des Pictet Research Institute zeigt, wie die BRICS+-Staaten wirtschaftlich und geopolitisch an Einfluss gewinnen – und warum Anleger jetzt stärker auf aktives Management und themenbasierte Strategien setzen sollten.

Das Pictet Research Institute, der Think-Tank der Pictet-Gruppe, der sich der Erforschung von Themen mit langfristigen Auswirkungen auf die Vermögensanlage widmet, analysiert in seiner jüngsten Studie den Einfluss der aufstrebenden Allianz der BRICS+-Staaten auf die Weltwirtschaft. Denn die ursprünglich als BRIC aus Brasilien, Russland, Indien und China bestehende Gemeinschaft, entwickelt sich zunehmend zu einem globalen Wachstumsfaktor.

Ein wesentliches Resultat dieser dynamischen wirtschaftlichen Entwicklung, die sich nicht zuletzt im Wachstum der BRICS+ widerspiegelt, ist die Notwendigkeit, konventionelle Anlageklassen neu zu denken: Während hoch bewertete Sektoren wie Technologie, Energieversorgung und Rohstoffe sich weiter dynamisch entwickeln und die Produktivität in den BRICS+-Staaten steigt, stagnieren andere traditionelle Sektoren in den Industrieländern.

Das Wirtschaftswachstum der BRICS+ dürfte in den nächsten fünf Jahren durchschnittlich 3,8% betragen – weit mehr als die geschätzten 1,74% für die G7 und die EU zusammen. Die Demografie fördert in den BRICS+-Staaten die relative wirtschaftliche Vitalität, was ihnen gegenüber den G7/EU-Staaten einen Vorteil verschafft. Das Verhältnis der Personen im Rentenalter zu Personen im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 64 Jahren lag in den BRICS+-Staaten im Jahr 2023 bei 15%, in der G7/EU dagegen bei 33%.

Das Bündnis hat seine Effizienz bereits in seinen Anfängen gezeigt, indem es Russland ermöglichte, durch den Export von Rohstoffen in andere BRICS+-Staaten die westlichen Sanktionen zu umgehen. China konnte hingegen die Wirkung von Zöllen abfedern, indem es den Handel innerhalb der Allianz ausweitete. Darüber hinaus unterstützte die von den BRICS-Staaten gegründete Entwicklungsbank („New Development Bank“) die neueren Mitglieder bei der Entwicklung und dem Ausbau ihrer Infrastruktur und Wirtschaft.

China und Russland bilden dank ihrer gemeinsamen wirtschaftlichen und militärischen Stärke und als ständige Mitglieder des UN-Sicherheitsrats den dominierenden Kern der BRICS+-Allianz. Durch ihre geografische Ausdehnung hat diese Zugang zu Handelsrouten und somit ein Druckmittel gegen den Westen. Die BRICS+ kontrollieren mehrere Nadelöhre des internationalen Schiffsverkehrs: den Suezkanal, die Straße von Malakka, die Straße von Hormus, das Kap der Guten Hoffnung, die türkischen Meerengen und den Bab al-Mandab (das „Tor der Tränen“).

Bei seinen Bemühungen, den wirtschaftlichen Einfluss der BRICS+ einzudämmen, setzt der Westen bisher vor allem auf Zölle, die allerdings schon einen Substitutionseffekt ausgelöst haben, da die BRICS+-Staaten ihren Handel untereinander deutlich intensiviert haben.

Die BRICS+ engagieren sich vehement für die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung und verweisen auf die zögerliche Unterstützung westlicher Regierungen bei der Erreichung dieser internationalen Ziele. Aufgrund ihrer Stärke bei der Produktion seltener Erden – vor allem in China und Südafrika – sind die BRICS+ in einer Schlüsselposition für die globale Klimatransformation, denn für klimafreundliche Technologien wie Windkraftanlagen und Elektrofahrzeuge sind diese Elemente unverzichtbar. Das bringt besonders die EU in die Zwickmühle, wenn sie ihre Klimaziele erreichen will, ohne ihre geopolitische Autonomie zu gefährden.

Die G7/EU-Staaten exportieren zwar mehr als die BRICS+, doch in hoch bewerteten Märkten spielen die BRICS+ eine wichtige Rolle. Bei Halbleitern, integrierten Schaltungen, Chemikalien und Schwermaschinen war das Exportwachstum der BRICS+-Staaten, mit China als treibender Kraft, von 2017 bis 2022 deutlich höher als das der G7/EU. Exportweltmeister bei integrierten Schaltungen war bis vor Kurzem Taiwan. Inzwischen liegt China in Führung.

Dieses vielfältige Anlageuniversum hat für die Portfolios Konsequenzen: In der Ära der uneingeschränkten Globalisierung nahmen die Korrelationen zwischen verschiedenen Märkten zu, und die Diversifizierung wurde immer schwieriger. In der fragmentierten Welt von heute manifestieren sich die Wachstumstreiber in den verschiedenen Regionen jedoch unterschiedlich. Die Korrelationen sollten wieder geringer und die Diversifizierungsmöglichkeiten größer werden. Die Kehrseite ist das höhere (geo-)politische Risiko.


Was bedeutet dies nun für Anleger?


Anleger sollten erwägen, wieder mehr Themenanlagen und mehr Multi-Asset-Strategien in ihre Portfolios zu integrieren und wieder stärker auf aktives Management setzen. Die Attraktivität des passiven Asset-Managements, das seinen Aufstieg und seine aktuelle Dominanz der Ära des ungehinderten Freihandels und der Globalisierung verdankt, könnte sich mit der Zeit rückläufig entwickeln.

Darüber hinaus scheint Wachstum in öffentlichen und in privaten Märkten gleichermaßen wahrscheinlich. Multi-Asset-Anlagen könnten daher vielversprechendere Anlagechancen bieten als Investments in traditionelle Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen.

Themen der Studie:

  • Die Geschichte der BRICS+, ihre Entstehung und Entwicklung als „Systemsprenger“ der politischen Weltordnung unter Führung des Westens.
  • Die BRICS+ in einem breiteren Kontext, die Erfahrungen anderer Allianzen und die Beweggründe der BRICS+-Mitglieder für den Beitritt.
  • Die „New Development Bank“ – die wichtigste Institution der BRICS-Staaten.
  • Stärken und Schwächen der BRICS+.
  • Strategien des Westens, um die Entwicklung der BRICS+ zu bremsen.
  • Konsequenzen der Erweiterung der BRICS+ für die Vermögensanlage.

Pictet-Studie zu BRICS+

Wirtschaftliche Aufholjagd, geopolitischer Einfluss und neue Impulse für zukunftsorientierte Anlagestrategien

Quelle: Pictet Medienmitteilung vom 15.04.2025

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