Im 19. Jahrhundert zählten vermögende Privatiers zur Kundschaft der Bank, deren Hauptgeschäft nun die Vermögensverwaltung, individuelle Finanzdienstleistungen und der Handel mit börsennotierten Wertpapieren war.
Nach dem Ersten Weltkrieg litt das Bankhaus Metzler unter Inflation und Wirtschaftskrise. Viele Privatbanken verschwanden in dieser Zeit, und auch das Bankhaus Metzler musste das Geschäft verkleinern und Mitarbeitende entlassen. Im März 1944 wurde das Bankgebäude bei einem Luftangriff zerstört und viele Geschäftsunterlagen vernichtet. Bei einem Umzug im Jahr 2014 entdeckte man bis dahin unbekannte Dokumente aus der NS-Zeit, die neuen Forschungen Erkenntnisse zur Rolle der Bank im Nationalsozialismus lieferten.
Die Zeit nach dem Krieg war für das Bankhaus eine Phase, in der der Wiederaufbau des eigenen Vermögens als Grundlage für das Bankgeschäft Priorität hatte. Der eigentliche Aufschwung erfolgte Ende der 1970er Jahre mit der Expansion der Wertpapiermärkte. 1986 änderte das Unternehmen seine Rechtsform zu einer Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) und schuf eine Holdingstruktur nach angelsächsischem Vorbild. Im Jahr 2021 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Heute konzentriert sich das Bankhaus auf individuelle Kapitalmarktdienstleistungen für institutionelle und private Kundinnen und Kunden.
Die Geschichte des Bankhauses Metzler ist eng mit der des Finanzplatzes Frankfurt verknüpft: So waren seit 1742 Inhabende des Bankhauses beinahe ausnahmslos in der Leitung der Frankfurter Börse vertreten.
Für den Vorstandssprecher von Metzler, Gerhard Wiesheu, lässt die Ausstellung die reichhaltige Geschichte der Bank aufleben. Sie bilde die Grundlage für das Jubiläumsjahr unter dem Motto „Ausrichtung Zukunft“. Gerhard Wiesheu erklärte: „Wir machen im Jubiläumsjahr etwas, das Metzler schon immer ausgezeichnet hat: Wir schauen nach vorne. Unternehmergeist mit Kompass – das hat Metzler Jahrhunderte überdauern lassen.“
Tour durch die Ausstellung
Von Krisen und der ersten weiblichen Bankerin Frankfurts
Mit bisher nie gezeigten Dokumenten und Bildern aus dem Historischen Metzler-Archiv sowie zahlreichen Objekten aus der Sammlung des Museums zeichnet die Ausstellung die Firmengeschichte nach. Über Krisen und Kriege, die erste weibliche Bankerin Frankfurts und die Entwicklung des Bankenbetriebs, von Staatsanleihen bis zu den Geschäftsfeldern Finanzdienstleistungen und Vermögensverwaltung.
Eine Kabinett-Ausstellung gliedert sich in vier Themen. Das Thema „Merchand Banquiers“ (Händlerbankiers) bildet schlaglichtartig die vielfältige 350-jährige Geschichte des Bankhauses ab. Vom Bürgerbrief des Gründers Benjamin Metzler aus dem Jahr 1676 über einen Wechsel von 1754 bis hin zu einem erst 2014 entdeckten Schreiben aus der NS-Zeit.
Unter dem Stichwort „Bürgersinn“ wird das gesellschaftliche und kulturelle Engagement der Familie mit den präsentierten Schenkungen der Familie an die Stadt sichtbar. So wird der goldene Prunkbecher gezeigt, aus dem 1903 Kaiser Wilhelm II. trank.
Das Thema „Frauen“ rückt die weiblichen Familienmitglieder in den Fokus, wie etwa die „erste Bankerin Frankfurts“, Christina Babara Metzler, die 1757 als unverheiratete Frau die Geschäftsleitung übernahm.
Fotografien und Skizzen der Standorte des Bankhauses und auch der repräsentativen Anwesen, die die Familie seit dem 19. Jahrhundert in und um Frankfurt erwarb und erbaute, werden im Thema „Orte“ präsentiert. Darunter das Haus Metzler in Bonames, der Badetempel in Offenbach oder die Historische Villa Metzler am Schaumainkai.
Wie eng die Metzler’sche Familien- und Firmengeschichte mit der Stadtgeschichte verknüpft ist, ist zusätzlich in der ständigen Ausstellung des Historischen Museums zu sehen. Eine neue Themen-Tour folgt im übrigen Museum über 18 Stationen den Spuren der Familie Metzler.
Informationen zum Besuch
Die Ausstellung im Historischen Museum Frankfurt, Saalhof 1, 60311 Frankfurt am Main, ist bis zum 23. Juni 2024 geöffnet. Zum Rahmenprogramm zählen eine Vortragsreihe sowie Führungen mit Kurator Frank Berger, Kuratorin Nathalie Angersbach und Firmen-Historikerin Berenike Seib. Mehr Informationen unter www.historisches-museum-frankfurt.de
Text: Dr. Wolfgang Gerhardt, Historisches Museum Frankfurt
Fotos: Historisches Museum Frankfurt