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Die aktuellen Verbrauchererwartungen: Inflation entspannt, Wirtschaftsaussichten trüben sich ein

Die Wahrnehmung der Inflation hat sich einer EZB-Umfrage nach bei den Verbrauchern entspannt, doch die Aussichten für Einkommen, Ausgaben und Wirtschaftswachstum trüben sich ein. Während die Inflationserwartungen für die nächsten Monate stabil bleiben, zeigt sich bei den Erwartungen für die nächsten drei Jahre ein leichter Anstieg. Wie passen diese Entwicklungen zusammen und was bedeutet das für die Zukunft? Ein genauerer Blick auf die aktuellen Trends enthüllt spannende Einblicke in das Verbrauchervertrauen und die wirtschaftliche Stimmung.

Ergebnisse der EZB-Umfrage zu den Verbrauchererwartungen: Juli 2024

Verglichen mit Juni 2024 haben sich folgende Entwicklungen ergeben:

  • Der Median der Wahrnehmung der Verbraucherinnen und Verbraucher bezüglich der Inflation in den vergangenen zwölf Monaten ging merklich zurück. Dagegen blieb der Median ihrer Erwartungen bezüglich der Inflation in den kommenden zwölf Monaten unverändert. Der Median ihrer Erwartungen bezüglich der Inflation in drei Jahren stieg leicht an.
  • Die Erwartungen hinsichtlich des Wachstums der nominalen Einkommen sowie des Wachstums der nominalen Ausgaben in den kommenden zwölf Monaten gingen zurück.
  • Die Erwartungen zum Wirtschaftswachstum in den kommenden zwölf Monaten fielen negativer aus, während die  Erwartungen zur Höhe der Arbeitslosenquote in zwölf Monaten unverändert blieben.
  • Die Erwartungen mit Blick auf den Preisanstieg einer selbst bewohnten  Immobilie für die nächsten zwölf Monate sanken leicht, während die Erwartungen in Bezug auf die Hypothekenzinsen in zwölf Monaten unverändert blieben.

Inflation

Der Median der von den Verbraucherinnen und Verbrauchern in den vergangenen zwölf Monaten wahrgenommenen Inflation verringerte sich merklich von 4,5 % im Juni auf 4,1 % im Juli. Die Inflationserwartungen für den Zeithorizont sowohl von einem Jahr als auch von drei Jahren lagen unterdessen weiterhin unter der wahrgenommenen vergangenen Inflation. Der Median der Inflationserwartungen für die kommenden zwölf Monate lag den dritten Monat in Folge unverändert bei
2,8 %, nachdem er im Mai auf den niedrigsten Stand seit September 2021  gefallen war. Der Median der Erwartungen für die Inflation in drei Jahren erhöhte sich um 0,1 Prozentpunkte auf 2,4 % im Juli.

Die Unsicherheit bezüglich der Inflationserwartungen in den kommenden zwölf Monaten blieb auf dem niedrigsten Niveau seit Februar 2022, als Russland in die Ukraine einmarschierte. Die Inflationswahrnehmung und die  Inflationserwartungen entwickelten sich in den verschiedenen Einkommensgruppen weiterhin relativ ähnlich. Bei den jüngeren Befragten (Altersgruppe 18-34 Jahre) waren die Inflationswahrnehmung und die Inflationserwartungen nach wie vor geringer als bei den älteren Befragten (Altersgruppen 35-54 Jahre und 55-70 Jahre). 

Die Umfrageergebnisse zur Inflation sind hier abrufbar.

Einkommen und Konsum

Die Verbrauchererwartungen zum Wachstum der nominalen Einkommen verringerten sich von 1,4 % im Juni auf 1,1 % im Juli. Der Rückgang war über alle Alters- und Einkommensgruppen hinweg zu beobachten, wobei er jedoch in den beiden untersten Quintilen am stärksten ausgeprägt war. Die Wahrnehmung zum Wachstum der nominalen Ausgaben in den vergangenen zwölf Monaten sank
weiter auf 5,4 % nach 5,8 % im Juni und 5,9 % im Mai. Mit dem aktuellsten Datenpunkt setzt sich der anhaltende Rückgang fort, der im März 2023 begonnen hatte. Die Erwartungen für das Wachstum der nominalen Ausgaben in den kommenden zwölf Monaten gingen ebenfalls zurück (auf 3,2 %, verglichen mit 3,3 % im Juni). Die Erwartungen zu den nominalen Ausgaben liegen damit auf dem niedrigsten Niveau seit Februar 2022, als Russland in die Ukraine einmarschierte. 

Die Umfrageergebnisse zu Einkommen und Konsum sind hier abrufbar.

Wirtschaftswachstum und Arbeitsmarkt

Die Erwartungen zum Wirtschaftswachstum in den kommenden zwölf Monaten sanken weiter in den negativen Bereich und lagen im Juli bei -1,0 %, verglichen mit -0,9 % im Juni. Unterdessen blieben die Erwartungen in Bezug auf die  Arbeitslosenquote in zwölf Monaten mit 10,6 % unverändert – dies ist der niedrigste Stand seit Beginn der Zeitreihe. Die Verbraucherinnen und Verbraucher rechneten weiterhin damit, dass die künftige Arbeitslosenquote nur leicht über der derzeit wahrgenommenen Quote von 10,1 % liegen wird, was auf einen weitgehend stabilen Arbeitsmarkt hindeutet. Die Betrachtung der vierteljährlich erhobenen Daten zeigt, dass erwerbslose Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer im Juli eine geringere Wahrscheinlichkeit sahen, binnen drei Monaten einen Arbeitsplatz zu finden (Rückgang auf 26,6 % nach 27,5 % im April). Bei den erwerbstätigen Befragten erhöhte sich die erwartete  Wahrscheinlichkeit, in den nächsten drei Monaten ihren Arbeitsplatz zu verlieren, von 8,7 % im April auf 8,9 % im Juli.

Die Umfrageergebnisse zu Wirtschaftswachstum und Arbeitsmarkt sind hier abrufbar.

Wohnimmobilienmarkt und Kreditzugang

Die Verbraucherinnen und Verbraucher gingen im Juli 2024 davon aus, dass der Preis der von ihnen selbst bewohnten Immobilie in den kommenden zwölf Monaten um 2,6 % steigen wird. Dieser Wert liegt geringfügig unter dem Wert vom Juni (2,7 %). Dabei rechneten die privaten Haushalte im untersten Einkommensquintil weiterhin mit einem kräftigeren Hauspreisanstieg (3,2 %) als die Haushalte im obersten Einkommensquintil (2,5 %), wenngleich sich die Differenz etwas verringerte. Die Erwartungen zum Niveau der Hypothekenzinsen in zwölf Monaten blieben mit 4,8 % stabil. Wie bereits in den Monaten zuvor erwarteten die einkommensschwächsten Haushalte die höchsten Hypothekenzinsen in zwölf Monaten (5,4 %). Der Nettoanteil der privaten Haushalte, die für die zurückliegenden zwölf Monate von einem restriktiveren Kreditzugang berichteten (im Verhältnis zu denjenigen, die einen weniger restriktiven Zugang wahrnahmen), ging erneut zurück. Gleiches galt für
den Nettoanteil der Privathaushalte, die für die kommenden zwölf Monate mit einem schwierigeren Zugang rechneten. Beide Indikatoren blieben in der Nähe des Niveaus, das zuletzt im zweiten Quartal 2022 verzeichnet wurde. Der vierteljährlich erhobene Anteil der Verbraucherinnen und Verbraucher, die nach eigenen Angaben in den letzten drei Monaten einen Kreditantrag gestellt
haben, stieg im Juli auf 17,2 %, verglichen mit 16,8 % im April. Die Zahl der Kreditanträge von Verbraucherinnen und Verbrauchern aus den untersten Einkommensquintilen nahm weiter zu und erreichte den höchsten Stand seit Beginn der Zeitreihe. 

Die Umfrageergebnisse zu Wohnimmobilien und Kreditzugang sind hier abrufbar.

Die Veröffentlichung der Ergebnisse der Umfrage zu den Verbrauchererwartungen vom August ist für den 27. September 2024  vorgesehen

Anmerkung

  • Soweit nicht anders angegeben, beziehen sich die in dieser Pressemitteilung ausgewiesenen Statistiken auf den mit 2 % winsorisierten Mittelwert. Weitere Einzelheiten finden sich in der CES-Dokumentation zur Berechnung der
    aggregierten Statistiken.
  • Die EZB-Umfrage zu den Verbrauchererwartungen (ECB Consumer Expectations Survey – CES) ist eine monatliche Online-Befragung, die derzeit unter rund 19 000 Verbraucherinnen und Verbrauchern ab 18 Jahren aus elf Euro-Ländern (Belgien, Deutschland, Irland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien, Niederlande, Österreich, Portugal und Finnland) durchgeführt wird. Die wichtigsten aggregierten Ergebnisse werden  monatlich auf der Website der EZB veröffentlicht. Die Ergebnisse fließen in die geldpolitische Analyse ein und ergänzen andere von der EZB verwendete Datenquellen.
  • Weitere Informationen zur Umfrage und zu den Daten sind auf der CES-Website abrufbar. Nähere Informationen finden sich auch in den folgenden beiden Publikationen: K. Bańkowska et al., ECB Consumer Expectations Survey:an overview and first evaluation, Occasional Paper Series der EZB, Nr. 287, 2021; D. Georgarakos und G. Kenny, Household spending and fiscal support during the COVID-19 pandemic: Insights from a new consumer survey, Journal of Monetary Economics, Bd. 129 (Supplement), 2022, S. S1-S14.
  • Die Umfrageergebnisse geben nicht die Meinung der Beschlussorgane oder Beschäftigten der EZB wieder.

Quellen

Europäische Zentralbank
Generaldirektion Kommunikation
Sonnemannstraße 20, 60314 Frankfurt am Main, Deutschland
Tel.: +49 69 1344 7455, E-Mail: media@ecb.europa.eu

Übersetzung: Deutsche Bundesbank, Pressemitteilung vom 23. August 2024

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