Written by 14:00 Finanzplatz

Frankfurts Start-ups brauchen mehr Wagniskapital

In der Start-up-Szene des Rhein-Main-Gebiets hat sich in den vergangenen Jahren schon vieles getan. Neben dem wohl prominentesten Erfolgsbeispiel Biontech kann die Region mit verbesserten Rahmenbedingungen aufwarten. Beim Thema Spätfinanzierung hapert es aber.

Börsen-Zeitung, 17. Juni 2022

Der Finanzplatz Frankfurt am Main tut sich noch immer schwer damit, jungen Unternehmen in der Spätphase zum endgültigen Durchbruch zu verhelfen. „Ich denke, die Start-up und Seed-Finanzierung ist in den letzten Jahren hier in Hessen doch deutlich ausgebaut worden“, sagte Helge Haase, Investment Director bei der BMH Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen, auf einer Po­di­ums­diskussion im Rahmen des 15. Finanzplatztages der WM Gruppe. „Wo es bei uns noch fehlt, ist, dass wir die Anschlussfinanzierung etwas besser darstellen können.“

In der Angelegenheit habe Deutschlands Hauptstadt nach wie vor die Nase vorn. „Viele Unternehmen gehen nach Berlin, weil dort einfach viel mehr Frühphasen- und auch Spätphasen-VCs angesiedelt sind“, sagte Haase. Sehr deutlich drückt sich das etwa bei der Verteilung des hierzulande investierten Risikokapitals aus. Laut dem jüngsten Start-up-Barometer von EY flossen vergangenes Jahr von insgesamt 17,4 Mrd. Euro mehr als 10 Mrd. Euro in Berliner Firmen. Gut 4 Mrd. Euro gingen an bayerische Start-ups. Hessische Jungunternehmen konnten dagegen gerade mal 220 Mill. Euro einsammeln. Bei der Anzahl der finanzierten Start-ups je 100 000 Einwohner lag Hessen laut der Analysefirma Startupdetector im Jahr 2021 auf Platz 5.

Er würde es sich wünschen, „dass man vielleicht auch mal darüber nachdenkt, die VC-Landschaft aus Berlin ein stückweit für Frankfurt zu begeistern“, sagte Haase. Immerhin hat sich die Mainmetropole in den vergangenen Jahren durchaus zu einem attraktiven Standort für junge Firmen gemausert – so sieht es der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH, Oliver Schwebel. „Wir haben wirklich eine super prosperierende Szene“, sagte er und verwies auf zahlreiche Pro­jekte zur Förderung des hiesigen Start-up-Ökosystems wie das Tech-Quartier, den Anfang 2021 gestar­teten Wachstumsfonds Futury Regio Growth oder die digitale Start­up-Vernetzungsplattform „Station Frankfurt“.

„Es hat in den letzten Jahren ein wahnsinniges Umdenken stattgefunden, und es ist viel dazugekommen“, sagte Schwebel. „Mein Appell wäre an die Finanzwirtschaft zu überlegen, was kann man selber tun, um auch selbst daran zu partizipieren. Denn eins ist klar: Die höchsten Renditen werden in den Bereichen erzielt, wo es Start-ups gibt, die sich wirklich hervorragend entwickeln.“


Text & Grafik: Börsen-Zeitung, 17. Juni 2022, Seite 3 (Zweitveröffentlichungsrecht)
Titelbild: Unsplash

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