Börsen-Zeitung, 3. November 2022
KfW-Vorstandschef Stefan Wintels hat einen Auftritt im Parkettsaal der Frankfurter Börse genutzt, um zu unterstreichen, wie wichtig es ist, privates Kapital zu mobilisieren, um die dringend notwendige digitale und nachhaltige Transformation der Wirtschaft voranzubringen. Die KfW müsse einerseits dafür sorgen, dass ihre Fördermittel eine möglichst starke Wirkung erzielen. Die Förderbank des Bundes müsse andererseits aber auch mehr privates Kapital mobilisieren und hebeln, sagte Wintels anlässlich des ersten „Börsenfrühstücks“ seit zwei Jahren. Wintels, fast auf den Tag genau nun ein Jahr im Amt des KfW-Chefs, bekräftigte in diesem Zusammenhang sein Bekenntnis zum Finanzplatz Frankfurt.
Der langjährige Deutschland-Chef der Citigroup bekräftigte seine Überzeugung, dass das „Jahrzehnt der Entscheidung“ angebrochen sei. Jetzt müssten die Weichen gestellt werden, die maßgeblichen Einfluss auf die Lebensbedingungen künftiger Generationen haben. Dabei gehe es darum, „in den Umsetzungsmodus zu kommen“. Zwei Handlungsfelder seien für die KfW prioritär: erstens Klima und Umwelt, zweitens Digitalisierung und Innovation.
Deutschland und Europa müssten ihre Resilienz stärken. Mit Bezug auf Energieversorgung bedeute das einen beschleunigten Aufbau grüner Energien, eine Diversifizierung der Quellen (weshalb die KfW zum Beispiel die Errichtung einer LNG-Infrastruktur unterstütze, die später auch Wasserstoff verarbeiten könne) und die Steigerung der Energieeffizienz. Konkrete Handlungsfelder seien etwa die deutliche Erhöhung der Sanierungsraten von Gebäuden oder der Ausbau der Infrastruktur für Elektrofahrzeuge. In Sachen Digitalisierung und Innovation bestehe derweil Handlungsbedarf wegen der noch zu geringen Investitionen des Mittelstands oder auch angesichts der Defizite in der Bildung oder des Mangels an Fachkräften.
Thomas Book, Vorstandsmitglied der Deutschen Börse, stellte ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Finanzmarkt und Innovation her, indem er einen gut funktionierenden Kapitalmarkt als „Motor der Veränderung“ bezeichnete. Allerdings gebe es, was die Entwicklung des Kapitalmarkts in Deutschland angehe, noch reichlich Potenzial. Der geplante Abschied des Schwergewichts Linde aus dem Dax dokumentiere, wie stark Kapitalmärkte heute im Wettbewerb zueinander stünden.
Text: Börsen-Zeitung, 3. November, 2022, Seite 5 (Zweitveröffentlichungsrecht)
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