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KPMG – Generative KI in der deutschen Wirtschaft

„Das Jahr 2023 war geprägt vom Hype rund um generative KI und einer intensiven Exploration. Die vorliegende Studie zeigt, dass es im Jahr 2024 ernst wird. Das Jahr der Implementierung hat begonnen. Unternehmen gehen nun strukturierter und ganzheitlicher an das Thema generative KI heran – von der Entwicklung einer Strategie über die Identifikation und Umsetzung von Use Cases bis hin zu Befähigung der Mitarbeitenden.” Benedikt Höck, Head of AI

Strategie und Ambition

Wie setzen sich Unternehmen mit generativer KI auseinander und welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich bei der Implementierung?

Schon heute setzen sich Unternehmen intensiv mit dem Thema generative KI auseinander. Knapp ein Drittel hat bereits eine konkrete Strategie für generative KI aufgesetzt und fast drei aus vier der übrigen Unternehmen planen dieses bereits, um strukturiert ein KI-Fundament aufzubauen.

Die Nutzung von generativer KI wird überwiegend positiv bewertet. Es werden vor allem Umsatzsteigerungen, Kostensenkungen durch Effizienzsteigerung oder eine erhöhte Automatisierung erwartet. Dennoch ergibt sich ein differenziertes Bild, da auch von den Personen, die positive Effekte beschreiben, gleichzeitig negative Effekte erwartet werden. Als Top 3 dieser negativen Effekte werden Arbeitsplatzabbau, Akzeptanzprobleme bei den Mitarbeitenden und Datenschutzprobleme beschrieben. Um insbesondere die letzten beiden Auswirkungen zu adressieren, ist es wichtig, die Implementierung von generativer KI im Unternehmen nicht nur von der technischen Seite her zu planen, sondern ganzheitlich anzugehen. Auch wenn diese Effekte von den befragten Unternehmen als negativ beschrieben werden, können sie in anderen Unternehmen als positive Effekte oder Chance gesehen werden (zum Beispiel als Hebel für einen notwendigen Arbeitsplatzabbau aufgrund eines Generationswechsels im Unternehmen).

Umsetzungsplan

Wie treiben die Unternehmen die Implementierung von generativer KI voran?

Auch wenn erst ein Teil der Unternehmen eine Strategie für generative KI aufgesetzt hat, wird schon die Umsetzung konkreter Anwendungsfälle vorangetrieben. Einerseits plant jeweils gut ein Drittel der befragten Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten Use Cases im Rahmen von Proof of Concepts zu verproben oder hat diese Pläne sogar bereits umgesetzt. Andererseits hat auch ein knappes Drittel der befragten Unternehmen aktuell keine solche Pläne für die kommenden zwölf Monate. Dies unterstreicht die Vielfalt der Herangehensweisen und den unter- schiedlichen Reifegrad der Unternehmen hinsichtlich der Implementierung von generativer KI.

Ein Blick auf geplante Investitionen zeigt, dass gut die Hälfte der befragten Unternehmen innerhalb der nächsten zwölf Monate ihre Investitionen in generative KI im Vergleich zum aktuellen Stand erhöhen wollen. Bemerkenswert ist dabei, dass mehr als die Hälfte dieser Unternehmen sogar eine Erhöhung um 40 Prozent oder mehr plant. Diese eindrucksvolle Zahl unterstreicht das wachsende Vertrauen und die Überzeugung der Unternehmen in die Potenziale von generativer KI als strategische Investition und signalisiert, dass Unternehmen bereit sind, erhebliche Ressourcen für die Implementierung einzusetzen.

Wie werden diese Investitionen in generative KI von den Unternehmen gesteuert? Erst 16 Prozent der Unternehmen haben dafür ein Center of Excellence eingerichtet, um die Entwicklung, den Betrieb und das Monitoring ihrer Use Cases zu generativer KI effizient zu gestalten. Des Weiteren geben 20 Prozent der befragten Unternehmen an, ein Framework zur Identifikation, Beurteilung und Priorisierung von Use Cases zu generativer KI zu besitzen. Dieses Framework unterstützt sie bei der systematischen Auswahl und Bewertung derjenigen Anwendungsfälle, die das größte Potenzial für den Einsatz von generativer KI aufweisen.

Die Umfrageergebnisse verdeutlichen den wachsenden Trend zur Nutzung von generativer KI und die steigende Relevanz, die Unternehmen dieser Technologie beimessen. Die geplanten Proofs of Concept, die beabsichtigten Investitionserhöhungen sowie die Einrichtung spezialisierter Einheiten und Frameworks zeigen das Bestreben der Unternehmen, das volle Potenzial der generativen künstlichen Intelligenz auszuschöpfen.

Use Cases

Wo stehen die einzelnen Unternehmensbereiche bei der Anwendung von generativer KI?

Bei der Frage, wo welche Use Cases geplant oder umgesetzt werden, fällt auf, dass alle Unternehmensbereiche gleichermaßen aktiv sind, wenn es um den Einsatz von generativer KI geht. Allerdings befinden sich über alle Abteilungen hinweg die Anwendungen noch eher in den frühen Phasen der Umsetzung und nur ein kleiner Teil der Use Cases ist schon in produktiver Umsetzung.

Auffällig ist, dass zudem bereits mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen Generative-KI-Lösungen vorantreibt, welche die Mitarbeitenden unabhängig von den spezifischen Use Cases unterstützen. Obwohl viele prominente Lösungen wie beispielsweise MS Copilot erst seit kurzer Zeit am Markt verfügbar sind, setzen bereits heute 14 Prozent der Unternehmen ebensolche ein, während weitere 39 Prozent eine Nutzung geplant haben. Zusätzlich zu spezifischen Einsatzszenarien scheint folglich die Unterstützung von allgemeinen Arbeitsabläufen über die Abteilungen hinweg zunehmend im Fokus zu stehen.

Skalierung und Plattform

Auf welche Infrastruktur setzen die Unternehmen bei der Implementierung von generativer KI?

Die Bedeutung einer integrierten und zentralisierten Infrastruktur für generative KI wird von den Unternehmen zunehmend erkannt. Eine zentrale Plattform ermöglicht eine effiziente Verwaltung und Bereitstellung von Generative-KI-Services im gesamten Unternehmen. Die vorliegenden Ergebnisse verdeutlichen, dass bereits mehr als die Hälfte der Unternehmen die Einführung einer solchen Plattform als wichtig erachtet. Aktuell verfügen bereits zwei von zehn der Unternehmen über eine zentrale Plattform für Generative-KI-Services, während weitere drei von zehn planen, eine solche einzuführen.

Training und Enablement

Wo stehen die Unternehmen in Hinblick auf die Befähigung ihrer Mitarbeitenden für den Einsatz generativer KI?

Um die Vorteile von generativer KI optimal im Unternehmen nutzen zu können, ist es wichtig, auch auf die Mitarbeitenden des Unternehmens zu schauen. Mehr als die Hälfte der Befragten geht stark oder sehr stark davon aus, dass die Mitarbeitenden ihre Arbeitsweise für die effektive Nutzung von generativer KI anpassen müssen, um das volle Potenzial ausschöpfen zu können. Das erfordert ein vermehrtes Investment in Change und Qualifizierung.

Gleichzeitig sieht nur gut ein Drittel der befragten Entscheidenden das Unternehmen gut oder sehr gut darauf vorbereitet, die eigenen Mitarbeitenden im Umgang mit generativer KI zu schulen. Diese Diskrepanz zwischen der erkannten Notwendigkeit und der tatsächlichen Vorbereitung auf die Schulungen verdeutlicht ein wichtiges Handlungsfeld für den erfolgreichen Wandel hin zur gelungenen Implementierung von generativer KI.

Governance und EU AI Act

Wie passen die Unternehmen ihre Governance-Strukturen für die Nutzung generativer KI an?

Mit dem Artificial Intelligence Act der EU (EU AI Act) hat die EU das weltweit erste KI Gesetz beschlossen. Das im März 2024 vom EU Parlament verabschiedete Gesetz tritt nun in den kommenden zwei Jahren schrittweise in Kraft. Es soll den Einsatz künstlicher Intelligenz regulieren. Ein Blick auf die Einschätzungen der befragten Entscheidenden zeigt, dass sich knapp zwei Drittel nicht gut auf die Auswirkungen des EU AI Acts vorbereitet sehen.

Darüber hinaus verfügen nur 8 Prozent der befragten Unternehmen über ein vollständiges Governance-Modell inklusive Committee zur Steuerung von generativer KI. Hier besteht Potenzial zur Verbesserung der organisatorischen Verankerung, insbesondere, aber nicht ausschließlich im Hinblick auf den Umgang mit dem EU AI Act.

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