Morgen jährt sich der Tag des Brexit-Votums zum vierten Mal. Großbritannien ist nicht mehr Mitglied der Europäischen Union, der Streit um die Bedingungen des Austritts dauert an und könnte sogar noch in die Verlängerung gehen.
Klar ist inzwischen aber, dass Frankfurt mit dem größten Finanzplatz auf dem Kontinent zu den Gewinnern dieser bedauerlichen Entwicklung gehört: Rund 60 Finanzinstitute haben erfolgreich Anträge bei der Finanzaufsicht gestellt, ihr Geschäft in Frankfurt auf- oder auszubauen. Rund 30 davon werden aus Frankfurt heraus ihre Europazentrale betreiben – davon die überwiegende Zahl der großen US-Banken, vier der fünf größten japanischen Banken, zwei der vier größten britischen Banken.
Tausende Arbeitsplätze sind bereits entstanden und weitere werden in den nächsten Jahren noch in Frankfurt selbst und dem näheren Umland entstehen. Auch die Deutsche Börse hat profitiert. Ihr Marktanteil im Euro-Derivateclearing liegt inzwischen bei 18 Prozent.
Das Brexit-Referendum war am 23. Juni 2016. Damals stand Frankfurt auf Rang 18 der führenden Finanzzentren der Welt, heute steht es auf Rang 13. Das ist ein Plus von 5 Plätzen in einem hart umkämpften Markt.
Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) erklärt: „Ich bedaure den Brexit ausdrücklich und bin überzeugt, dass er weder für Großbritannien noch für Europa gut ist. Wir in Hessen sind aber entschlossen, die Chancen, die sich für unser Land daraus ergeben, weiterhin zu nutzen. Der Finanzplatz Frankfurt hat vom Austritt profitiert und wird es vermutlich auch weiterhin tun. Er gehört bereits jetzt schon zu den führenden Finanzzentren in der Welt. Wir arbeiten daran, dass das so bleibt.“
Frankfurts Bürgermeister und Stadtkämmerer Uwe Becker (CDU), zugleich Mitglied des Präsidiums von Frankfurt Main Finance, erklärt: „Von Banken, die sich auf den Brexit vorbereitet haben, wurden 2018 und 2019 über eine Milliarde Euro in Frankfurt investiert. Das kann man in der Stadt sehen! Unter den 100 größten Gewerbesteuerzahlern der Stadt Frankfurt ist mehr als jeder achte ein Kreditinstitut aus dem Ausland.“
Hubertus Väth, Geschäftsführer von Frankfurt Main Finance erklärt: „2019 waren bereits rund 1500 neue Arbeitsplätze entstanden. Sobald der Brexit wirklich kommt, noch ist er ja nicht da, werden noch etwa 2000 neue Arbeitsplätze dazukommen – durch die Corona-Pandemie möglicherweise allerdings verzögert. Jeder dieser neuen Arbeitsplätze sorgt für rund acht weitere. Das hat man sonst nur noch bei Hochtechnologie. Wir hatten zum Zeitpunkt des Brexit-Votums ein Potential von 10.000 Arbeitsplätzen für den Finanzplatz Frankfurt gesehen; und das Potential gab es auch! Leider haben wir es dann nicht geschafft, die Europäische Bankenaufsicht an den Main zu holen. Trotzdem: Der Finanzplatz Frankfurt hat weit besser abgeschnitten, als man uns zugetraut hatte.“