Written by 15:28 Finanzplatz, Nachhaltigkeit

Die 15. Konferenz Nachhaltige Geldanlage 2022 in der Frankfurt School

Bereits seit 15 Jahren veranstaltet der Frankfurt School Verlag jährlich die Konferenz „Nachhaltige Geldanlagen“. Ebenso lang ist das Thema für die Experten und Expertinnen aus der Finanzbranche schon von Bedeutung. Trotzdem – und da schienen sich auf der diesjährigen Konferenz alle einig – sei die Relevanz in den vergangenen vier bis fünf Jahren noch mal deutlich gestiegen.

Die tagtägliche Konfrontation mit den Folgen des veränderten Klimas, neue Gesetze und Regulatorik haben die Frage nach nachhaltigeren Alternativen in der Geldanlage in den Vordergrund rücken lassen. Die besonderen Herausforderungen der Branche durch aktuelle Nachhaltigkeitstrends waren gleichermaßen Thema der Konferenz wie auch Chancen, die sich daraus entwickeln.

Nach der Begrüßung durch Ulrich Martin, Verlagsleiter beim Frankfurt School Verlag, und Stefan Görlitz, Geschäftsführer beim Forum Nachhaltige Geldanlage e.V. folgten einleitende Worte von Prof. Dr. Martin Faust, Finanzprofessor an der Frankfurt School of Finance & Management

Unumgänglich: Regulierungen

Das erste große Konferenzthema – Regulierung – wurde von Will Oulton (Eurosif), eröffnet. Bislang sei ein zentrales Problem, dass ESG-Daten nur teilweise erfassbar und die Daten, die vorlagen, oft von mangelhafter Qualität waren. Die Definition von „Sustainable Investment“ in der Offenlegungsverordnung (SFDR), die die Transparenz der Erhebung und die Qualität der ESG-Daten erhöhen soll, wie Finanzmarktteilnehmer Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen in ihre Investmententscheidungen und -empfehlungen integrieren, sei bislang eher wage und subjektiv. Die Artikel 8 und 9 würden durch fehlende Daten oft als Label missbraucht. Zukünftig dürfte die Regulatorik aber besser greifen: Je mehr Reportings gefordert würden, desto besser dürfte auch die Datenlage werden. Schon im nächsten Jahr rechnet Oulton damit, dass sehr viele Daten und Informationen erstmals vorliegen, was die weitere Implementierung der Regulatorik schnell vereinfachen dürfte. So sollte in absehbarer Zeit ein einheitlicher EU-Standard gefunden werden mit einheitlichen Anforderungen an ESG-Ratings.

Geldpolitik goes green?

Felix Herrmann von Aramea Asset Management erörterte in seinem Vortrag den Sinn und Unsinn grüner Geldpolitik. Ursächlich für diese Bestrebungen sei vor allem die Erkenntnis, dass Klimarisiken Finanzmarktrisiken seien. Doch was können Zentralbanken tun, um den CO2-Ausstroß zu verringern? So könnten bevorzugt grüne Unternehmensanleihen gekauft oder grüne Kriterien im Rahmen der Kreditvergabe implementiert werden. Die EZB habe sich als Ziel gesetzt, Risiken besser zu steuern und zu mindern; unter anderem durch das Fördern CO2-neutraler Unternehmen. Klimarisiken sollen zukünftig im Rahmen der makroökonomischen Risiken besser abgebildet, die Datenverfügbarkeit gefördert und das Anleiheankaufprogramm „vergrünt“ werden. So ließe sich durchaus eine „grünere“ Geldpolitk erreichen, eine wirklich „grüne“ Geldpolitik sei aber laut Herrmann nur eine Illusion.

Zahlen, Zahlen, Zahlen

Zur Umsetzung der Sustainable Finance Regulierungen sprach anschließend Angela McCleallan, Director Sustinable Finance bei PwC. Die Anforderungen an ESG-Daten würden zunehmen: Neben der EU-Taxonomieverordnung, der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) sowie der freiwilligen Berichterstattung komme nun noch die EU-Verordnung zur Nachhaltigkeitsberichtserstattung von Unternehmen (CSRD). Für all diese unterschiedlichen Verordnungen bräuchten Unternehmen vielfältige ESG-Daten. Bislang werden neben internen Daten wie Kundendaten auch externe Daten, beispielsweise aus ESG-Ratings, herangezogen. Problematisch sei, dass ESG-Ratings bislang oft intransparent seien und kaum einer Regulierung unterliegen. Angela McCleallen geht davon aus, dass diesen trotzdem bis zur Umsetzung der CSDR weiter eine große Bedeutung zukommen werde, dann aber abnehmen dürfte.

Victoria Arnold (BlackRock) und Manuel Bernes (MSCI) tauschten sich in einem Speedtalk dazu aus, wie nachhaltige Geldanlage in einem Konfliktfeld unterschiedlicher Interessenlagen vorankommen kann. Zwar habe man während der Corona-Pandemie eine regelrechte Explosion der Relevanz von Nachhaltigkeit erlebt, in der fast jeder zweite Euro in ESG-Strategien geflossen sei. Doch zeige sich nun im Jahr 2022 eine Gegenbewegung. Trotzdem sind beide Experten der Ansicht, dass der generelle strukturelle Wandel zu mehr Nachhaltigkeit Bestand hat. Einigkeit herrschte auch darüber, dass Ausschlüsse von nicht-grünen Unternehmen nicht unbedingt die richtige Lösung seien, sondern es müsse vielmehr die Transformation der Wirtschaft vorangetrieben werden. Um das zu erreichen, sei eine solide Datengrundlage wichtig. Die wohl größte Herausforderung liege darin, dass die meisten Daten nur retrospektiv betrachtet werden können. Die Nutzung von sogenannten „forward looking“ Daten und Trends sei dagegen noch schwierig.

Impact Investing – die Zukunft nachhaltiger Geldanlage?

Eines der zentralen Themen der Konferenz war Impact Investing. Die Frage, ob sich Impact Investing messen lasse, diskutierten Prof. Dr. Christina E. Bannier von der Universität Gießen, Jan Hoffmann (FINVIA), Niels Nauhauser (Verbraucherzentrale Baden-Württemberg), Andreas Rickert (NIXDORF Kapital AG) und Felix Oldenburg (gut.org gAG). Man war sich in dieser Runde einig, Impact Investing müsse zum Standard werden. Es sei zu verstehen, dass auch hier die Datenlage noch problematisch sei, weshalb beispielsweise die Ziele runterzubrechen seien, um sie dem einzelnen Anleger verständlich zu machen. Das sei insbesondere aus Verbraucherschutzsicht wichtig. Entscheidend hier: Transparenz und Aufklärung.

In der anschließende Keynote betonte Andreas Rickert noch einmal, das Erreichen eines Impacts müsse bei allen Anlegertypen und über alle Anlegerklassen hinweg zum Standard werden. Die Welt stehe vor riesigen Herausforderungen beim Klima, und um dieser Herr zu werden, brauche es Ideen und das Kapital, diese umzusetzen. Dabei sei hervorzuheben, dass jedes Investment einen Impact habe: Forciere man nicht den nachhaltigen Impact, so ergebe sich oft ein negativer.

Der Konferenznachmittag war schließlich gefüllt mit Roundtables und Diskussionsrunden rund um Investmentstrategien und Trends. Die Themen reichten von Biodiversität, über die Rolle von Nachhaltigkeit in Krisenzeiten, Aspekten des Impact Investing, die Auswirkungen physischer Klimarisiken bis hin zur Nachhaltigkeit bei Immobilieninvestments.

Zeitenwende

Der Konferenztag schloss mit einer gemeinsamen Keynote von Stefan Bielmeier (DZ PRIVATBANK) und Katharina Beck (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen). Unter dem Titel „Zeitenwende an den Finanzmärkten“ wurden die aktuellen Themen wie Umfragen zu Nachhaltigkeitspräferenzen und die Bedeutung von Banken in der aktuellen Transformation diskutiert. Ziel müsse sein, den vermeintlichen Gegensatz von Ökonomie und Klimaschutz zu überwinden. ESG habe auf den Finanzmärkten bislang keine nachteilige Wirkung. Wichtig sei ein systemisches Denken mit mehr regionalen Kreisläufen. Das Fazit der Keynote: In 10 Jahren wird niemand mehr die Relevanz von Nachhaltigkeit in Frage stellen – auch nicht auf dem Finanzmarkt.

Foto: Todd Quackenbush via Unsplash

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