DVFA – der Verband der Investment Professionals – hatte seine Mitglieder erstmals wenige Monate nach Beginn der Corona-Pandemie nach ihren Erfahrungen mit deren Auswirkungen befragt. Nun, ein Jahr später hat der DVFA zum zweiten Mal seine Fragen zur persönlichen Arbeitssituation und der Einschätzung zu den Veränderungen für die Finanzbranche gestellt.
Home-Office wird nach der Pandemie nicht verschwinden
Die Anzahl an Home-Office-Arbeitsplätzen ist auch in der Finanzbranche gestiegen, teilweise wurde komplett nach Hause verlagert, teilweise wird im wechselweisen Teambetrieb in den Häusern gearbeitet.
Befragt nach der Nutzung des Home-Office antworteten 52 % (36) der Investment Professionals, sie arbeiteten seit Beginn der Corona-Krise neu im Home-Office, 35 % (49) hatten diese Möglichkeit bereits vorher genutzt. Nur 13 % (15) nutzen diese Form nicht. In den Kommentaren fällt auf, dass niemand das Home-Office völlig ablehnt. Die meisten Kommentatoren gehen davon aus, nach der Pandemie würden hybride Arbeitszeitmodelle bleiben bzw. eingeführt, die die Möglichkeit von Arbeit aus dem Home-Office vorsehen.
Fast die Hälfte, 49 % (46), sieht die Arbeit im Home-Office noch immer als genauso produktiv an wie das Arbeiten vor Ort, 33 % (30) halten die Arbeit von zuhause für produktiver als die im Büro. Nur noch 19 % im Vergleich zum Vorjahr 24 % schätzen die Arbeit im Home-Office als weniger produktiv ein. Auch bei der zweiten Befragung wird darauf verwiesen, dass die schlechteren technischen Voraussetzungen und geringere Internetverbindungsqualität das Arbeiten im Home-Office erschweren. Diesmal wird aber in den Kommentaren sehr klar unterschieden, es käme auf die Art der Tätigkeit an, bei denen die Qualität der Arbeit aus der eigenen Wohnung mal besser oder eben schlechter sei. So sei Home-Office bei konzentrierter Detail-Arbeit produktiver, bei Analysen und Kalkulationen mache es keinen Unterschied, wo man arbeite. Strategische Diskussionen seien dagegen weniger produktiv als im Büro. Mehrfach wird darauf verwiesen, der Kommunikationsaufwand im Home-Office sei höher und auch, dass das Privatleben leide, da sich Beruf und Privates vermischen, dass Bewegung über Monate fehle und die Pausen zuhause oft für das Zubereiten des Essens genutzt werden müssen.
Direkte persönliche Kommunikation wird nach einem Jahr stärker vermisst
Die direkte persönliche Kommunikation mit Kollegen/Kunden fehlt heute den Befragten stärker als vor einem Jahr 41 % (36). Weitere 41 % (40) vermissen diese mit eher ja, 15 % (20) eher nicht, 3 % (5) nicht. Einigen Kommentatoren fehlt der engere persönliche Kontakt extrem und sie sehen Online-Konferenzen nur als kleinen Ersatz. Andere berichten aus ihren Unternehmen, dass persönlicher Kontakt in großen Besprechungsräumen unter Hygieneregeln und mit Test ermöglicht wird.
Nahezu unverändert im Vergleich zur Vorjahresbefragung ist das Home-Office als alleinige Arbeitsform nur für ein knappes Drittel vorstellbar. Für mehr als zwei Drittel der Befragten gilt dies jedoch nicht: 40% können sich das eher nicht vorstellen, 28 % gar nicht.
Anders als in der ersten Befragung, als die Einsparung von Zeit und Reduzierung von Umweltbelastungen durch wegfallende Fahrten zum Arbeitsplatz und reduzierte Dienstreisen in den Kommentaren als positive Effekte genannt wurden, wurde diesmal bei dieser Frage wenig kommentiert. Aber es wurde darauf hingewiesen, dass der persönliche Kontakt extrem wichtig bleibe und Modelle, die ausschließlich aufs Home-Office setzten daher unrealistisch seien.
Weiterhin wenig Sorgen um die berufliche Zukunft
Unverändert zum Vorjahr machen sich 91 % (90) der Investment Professionals kaum Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz durch die Pandemie-Auswirkungen (66 % (51)) antworteten mit nein auf die Frage, ob sie sich bedingt durch die aktuelle Situation und deren Folgen Sorgen um den Arbeitsplatz machten. Mit eher nein und 25 % (39).
Veränderungen in der Finanzbranche? Digitalisierung, Digitalisierung, Digitalisierung.
Auf die offene Frage nach zukünftigen Veränderungen in der Branche erwarten die Investment Professionals heute wie auch schon vor einem Jahr vor allem eine Beschleunigung der Digitalisierung in allen Bereichen mit disruptiven Folgen über die gesamte Wertschöpfungskette.
Einige begrüßen den durch Corona forcierten Digitalisierungsdruck ausdrücklich, die fortschreitende Automatisierung von Standardprozessen und Bankleistungen und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz.
Mancher erwartet einen steigenden Marktanteil von FinTechs sowohl im traditionellen Bankgeschäft als auch in der Vermögensverwaltung. Die Investment Professionals sehen aber auch den Ausbau nachhaltiger Investments, den Trend zu Hybrid-Veranstaltungen, die die Möglichkeit der Online-Teilnahme bieten, aber auch die persönliche Präsenz.
Wie im Vorjahr sehen die Befragten den anhaltend hohen Kostendruck in der Branche und den beschleunigten Wegfall von Bankfilialen auf die Branche zukommen.
Für die Zukunft sehen sich die Befragten in der Finanzbranche gut aufgestellt: 37 % (32) sehen sich gut gerüstet, 55 % (56) eher gut gerüstet. Eher nicht gut gerüstet sehen sich heute nur noch 6 % (11).
„Zu wissen, wie sich unsere Mitglieder nach mehr als einem Jahr in der Corona-Pandemie fühlen, und welche Veränderungen sie nach der Krise erwarten, ist sowohl für die Branche der Investment Professionals im Allgemeinen wichtig als auch für deren Verband im Besonderen.
Daher haben wir unsere Umfrage nach einem Jahr wiederholt, denn noch immer fehlen der persönliche Kontakt mit unseren Mitgliedern und der Austausch auf unseren Veranstaltungen. Die Einschätzung zur Zukunft der Branche und zu Veränderung der Arbeitsbedingungen und Berufsbilder bilden wichtige Indizien für die Verbandsarbeit.
Wie unsere Mitglieder blicken auch wir zuversichtlich in die Zukunft.“, sagt Stefan Bielmeier, Vorstandsvorsitzender des DVFA.
Die DVFA Monatsfrage wendet sich an die 1.400 Mitglieder des Verbandes und widmet sich Themen, die in der Finanzbranche diskutiert werden. Die Ergebnisse der Umfrage werden regelmäßig an jedem 2. Dienstag im Monat veröffentlicht.