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Finanzplätze im Vergleich: Wo steht der Finanzplatz Frankfurt? Chancen und Herausforderungen

Das European Finance Forums ist eine Institution am Finanzplatz. Und FMF war einmal wieder zu Gast. Wir wurden herzlich willkommen geheißen vom Regionalvorstand Matthias Larisch. Vor rund 90 lebhaft diskutierenden Gästen, darunter Stadtkämmerer und FMF Präsidiumsmitglied, Bastian Bergerhoff, der Leiterin des Finanzplatzreferates beim Hessischen Wirtschaftsministerium, Claire Kütemeier, des Vorstandsvorsitzenden des DVFA e.V. Thorsten Müller und der Direktorin des Frankfurter Büros der IFRS Foundation – International Sustainability Standards Board (ISSB), um nur einige zu nennen.

Frankfurt Main Finance war aufgefordert eine Bilanz seit dem Brexit zu ziehen und einen Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes zu werfen . Das fiel angesichts des jüngsten Erfolges in der Ansiedlung leicht. Denn durch koordiniertes Handeln von Stadt, Land und Bund sichert sich Frankfurt gerade erst die Ansiedlung der AMLA (Anti Money Laundering Authority) und stärkt damit seine Position als führendes Finanzzentrum der Euro-Zone.

Frankfurts Standortvorteile in den Bereichen Aufsichtsbehörden, Infrastruktur, Hochschullandschaft und hochqualifizierte MitarbeiterInnen haben maßgeblich zu den Ansiedlungserfolgen nach dem Brexit beigetragen. Hier sind einige der herausragenden Entwicklungen:

  • Vermögenswerte im Wert von bis zu 2,0 Billionen Euro wurden bisher erfolgreich verlagert.
  • Der Anteil der Auslandsbanken an der gesamten, von der Bundesbank erfassten, Bilanzsumme aller Banken in Deutschland, stieg seit Juni 2016 von 13% auf beeindruckende 23%.
  • Durch den Brexit wurden zusätzlich rund 7.000 Arbeitsplätze geschaffen, und gegenwärtig sind im Bankbereich fast 70.000 Personen beschäftigt.
  • Über 60 Finanzinstitute haben neue oder erweiterte Lizenzen erhalten, wodurch Frankfurt nun Sitz zahlreicher EU-Zentralen globaler Finanzinstitute aus den USA, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich und Japan ist.
  • Fast 50% der Gewerbesteuereinnahmen der Stadt Frankfurt und rund ein Drittel der Bruttowertschöpfung stammen aus der Finanz- und Versicherungsindustrie.

Die erfolgreiche Ansiedlung von ISSB und AMLA unterstreicht die Stärken Frankfurts und ist ein Beispiel für das erfolgreiche koordinierte Handeln von Stadt, Land und Bund. Der Erfolg ist der gelungene Zusammenarbeit von Christian Lindner, dem Bundesfinanzminister, Boris Rhein, dem Ministerpräsidenten von Hessen vertreten durch seinen Finanzminister Prof. Dr. Alexander Lorz, und nicht zuletzt dem engagierten Einsatz von Mike Josef, dem neuen Oberbürgermeister der Stadt, zu verdanken. Wichtige Lektionen aus der unnötigerweise fehlgeschlagenen Bewerbungen für die Europäischen Bankenaufsicht, EBA, wurden beherzigt und man trat gemeinsam als Team Frankfurt auf.

Die Stellung des Finanzplatzes im Globalen Wettbewerb zeigen verschiedeneIndizes, darunter das Ranking von Chat GPT, der Global Financial Centres Index (GFCI) und der Open Financial Ecosystem Index (OFEX), die das Ranking von Finanzzentren weltweit messen. Frankfurt belegt dabei respektable Plätze 14 (GFCI) und 6 (OFEX). In den Subindizes für Technologie und Nachhaltigkeit rangiert die Stadt beim GFCI allerdings auf den Plätzen 16 (FinTech) und 29 (Nachhaltigkeit).

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Indizes zwar nützliche Vergleichswerte bieten, aber kein eindeutiges, objektives Ranking ermöglichen. Sie dienen als Orientierungshilfe, indem man die für die eigene Strategie relevanten Aspekte herausgreifen und beobachteen kann. Der OFEX bietet sogar die Möglichkeit, eine Rangliste mit eigener Gewichtung im “Do-it-Yourself-Verfahren” zu berechnen. Hier ein Link: ofex.institutlouisbachelier.org

Trotz des berechtigten Selbstbewusstseins und der Zuversicht in Bezug auf den Standortwettbewerb sollte nicht vergessen werden, dass es einer kontinuierlichen Anstrengung bedarf. Auch wenn die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene mit Blick auf die Kapitalmarktunion überaus wichtig ist, bleibt es dennoch auch immer noch ein Wettbewerb der Standorte. Das Beispiel des Abstimmungsverhaltens Frankreichs beim, vom Rat der EU und der Europäischen Zentralbank, EZB, geforderten Clearings von Euro-denominierten Derivaten innerhalb der EU zeigt, dass Wettbewerber nicht selten Eigeninteresse vor gemeinschaftliche Interessen setzen. Daher bleibt es die zentrale Herausforderung, die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes zu steigern. Da liegen noch viele Aufgaben vor uns, die bekannt und benannt sind.

Positiv stimmt nicht nur der neue Gleichklang zwischen Stadt, Land und Bund, die gute Stimmung beim EFF, sondern auch die zahlreichen in Vorbereitung befindlichen Initiativen der Bundesregierung. Stellvertretend sei hier nur der Bundesfinanzminister in einem Bloomberg Interview anlässlich seines Besuches in der City of London erwähnt, in dem er Vorschläge für die zweite Jahreshälfte ankündigt. Wir dürfen gespannt sein und bleiben dran.

Wo steht der Finanzplatz Frankfurt im Vergleich? Chancen und Herausforderungen

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Text: Hubertus Väth, Frankfurt Main Finance
Bild: Redaktion Frankfurt Main Finance

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