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Krisenursache Supply Chain: Thomas Hengge (Boyden) im Interview

Problemursache Lieferkette

Norbert Eisenberg im Gespräch mit Boyden Interims Manager Thomas Hengge

Eisenberg: Die aktuelle Corona Epidemie beeinträchtigt sehr deutlich die Lieferketten einer global vernetzten Wirtschaft, Lieferfähigkeit und damit Liquidität insbesondere auch im Mittelstand – wo sehen Sie die Hauptherausforderungen?

Hengge: Die Lieferketten und die damit verbundenen Prozesse sind an den Schnittstellen sehr eng und häufig automatisiert organisiert. Gerade in den letzten Jahren wurde viel Geld in Softwareunterstützung und hohe Automation investiert.

Es gilt, mit manuellen Eingriffen in komplexe Prozesse die Schnittstellen am Laufen zu halten, die einen reibungslosen Ablauf der Wertschöpfungsprozesse gewährleisten. Das in der Krise geforderte interdisziplinäre Wissen und die Arbeit mit komplexen Prozessen im Krisenmodus überfordern regelmäßig die Organisationen in Unternehmen. Somit wird wertvolle Zeit in der Planung, Umsetzung und Lösung von Problemen verloren, was wiederum die Liquidität belastet.

Eisenberg: Welche Maßnahmen sollten Unternehmen treffen, um die Liquiditätsbelastung aus der Liefersituation zu minimieren?

Hengge: In mehr projektbezogenen Unternehmen ist es erforderlich, alle zusätzlichen Kosten außerhalb der Kalkulation teils täglich/wöchentlich neu zu bewerten und zu entscheiden. Dies trifft vor allem auf ggf. erhöhte Lagerhaltungskosten oder Kosten aus Sonderfrachten zu. Es muss jede Liefersituation verstanden werden, um unberechtigte Kosten abwehren zu können.

Im Bereich der Logistik haben wir eine künstliche Verknappung aber auch überschüssige Kapazitäten auf der anderen Seite. Somit sehe ich dort eher die Chance auf Preisreduzierungen, die sich bereits jetzt für einen Wiederanlauf gesichert werden sollten.

Eisenberg: Wie können krisenerfahrene Interim Manager helfen, dass Unternehmen den Schaden aus der eingetretenen Krise minimieren und sich optimal auf die Wiederherstellung der Lieferfähigkeit vorbereiten?

Hengge: Diese Manager sind es gewohnt in unruhigen Zeiten und an verschiedenen Stellen im Unternehmen zu wirken, eigene Organisationen hingegen erleben solche Situationen selten oder gar nicht. Die Problemstellungen weiten sich rasch auf alle Bereiche in der Unternehmung aus und wirken interdisziplinär. Krisenmanager sind dabei in der Lage an den richtigen Stellen zu arbeiten, so dass sich ein Schaden verringern lässt oder gar nicht wie befürchtet eintritt. Als Spezialist als auch Ansprechpartner kann der Manager den internen Bereichen helfen, sich kapazitiv zu verstärken und die Kräfte auf die richtigen und wichtigen Belange zu konzentrieren.

Das vollständige Interview finden Sie hier.


Text von Norbert Eisenberg, Managing Partner, Boyden Interim Management

Bild von Pgallery/Adobe Stock

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